Stell dir etwas vor – egal was – und es kommt direkt auf dich zu!

Bremen, Januar 2014. Der Kopf platzte. Der Druck musste aus dem Kessel. Übrig blieb ein bemaltes DIN-A4-Papier. Ich war weg, davon, verloren. Die Welt dreht sich, dreht durch und dreht am Rad im Hamsterrad. Auf der Suche entstanden weitere 14 Puzzle-Teile. Auf einer Gesamtfläche von 63 x 150 cm entdeckte ich spielerisch mit Kugelschreiber, Fineliner und Polychromen Öl-Farbstiften meine verborgenen Talente.

Malen ist Meditation, die spätere Betrachtung Therapie … oder andersherum … ? Naja, egal. Sagen wir, das Ganze ist ein Ventil, ein Leck, für den eingesaugten Dreck. Die gemalte Figur verkörpert auf der einen Seite das Liebe, Gute, Schöne und auf der anderen Seite das Böse, Schlechte, Hässlige, und schließlich die Verschmelzung beider Seiten. In den fast zwei Jahren konnte ich selber meine Entwicklung betrachten. Am Ende (gib es eins?) war ich selber sehr begeistert vom Werk, und mir. Helmut Kohl sagte einst: Wer sich nicht selbst imponiert, kann niemand anderem imponieren. Und in der Tat ist es wichtig, sich selbst zu beeindrucken, nicht andere!

Ich nenne das Werk Process. Einige Runningman, weil er in die Freiheit renne. Ja, stimmt, aber auch nicht. Nachdem ich mich mehr mit Quanten-physik/-thorie/-philosophie (Geist schafft/schaltet Materie/Wirklichkeit) beschäftigt habe, kann ich mich mit der Aussage, der Runningman laufe in die Freiheit, nicht anfreuden. Es ist ein großer Unterschied, ob er in die Freiheit rennt oder in der Freiheit rennt. Auch wenn die Freiheit noch nicht sichtbar ist (= unsinn = un-sinn = [noch] nicht mit Sinnen erkennbar), stimmt es trotzdem. Geist lenkt, Materie folgt. Und die Materie ist träghafter und braucht seine Zeit. Tee trinken und abwarten, in der Zeit arbeite ich an mir und helfe meinen Schwestern und Brüdern auf dieser einzigartigen Welt, die ja sowieso nur eine Projektion von uns sein soll. Wer weiß …?

Denn noch um die Zeit des Entstehens des Werkes war es für mich einfach, mit dem Finger nach außen zu zeigen (wobei mind. drei Finger meiner Hand zu mir zeigen), wo, was, wie schiefläuft. Lösungen für die Probleme fielen mir nicht immer ein. Jahre später sagte mir ein Kollege: Wenn du ein Problem siehst und keine Lösung hast, bist du Teil des Problems. Wie wahr, wie wahr … Und so began ich an meinen Baustellen zu arbeiten … Was esse ich? Wem gebe ich täglich meine Stimme mit dem Euro in den Supermärkten und damit sage, sie sollen so weitermachen? Wie und mit wessen Hilfe wird es hergestellt? Wie viel Müll (insgesamt von Herstellung bis Konsum) produziere ich? Ist da z.B. Plastik drin? Wird Plastik nicht aus u.a. Eröl (wie zig-viele andere [unnötige] Produkte) hergestellt? Werden nicht wegen Erdöl Kriege geführt? Sterben nicht dabei auch Menschen? Oder muss ich erst Frauen und Kinder betonen? Woher kommen Flüchtlinge nochmal? Was hat der damalige Bundespräsident gesagt, was wir da tun und wofür er gehen musste? …?

Ich glaube, wir können uns all diese Fragen selbst beantworten und sollten nicht auf Mutti, Vati oder irgendwelche Führer warten, die uns das OK geben, zur Veränderung für uns selber und somit für die Welt. Rette lieber dich selbst, bevor du die Welt rettest! Sie kommt ohne Mensch besser klar, misch dich nicht ein! Kehre vor deiner eigenen Tür, bekehre dich selber, mach dein Ding! Wir sind die, die frei sind. Sonst hätten die da oben keinen Grund, uns zu überwachen, kontrollieren, zensieren und einsprerren. Sie sind die eigentlichen Gefangenen ihrer (eigenen?) Systeme! Jetzt ist die Zeit für eine Transformation! In dieser Krise zeigt Mensch, ob er an sich gearbeitet oder sich vom Äußerlichen abhängig gemacht hat. Der Letztere rennt nun zombiehaft rum. Die damalige Armbinde ist etwas zum (Halt-bloß-den-)Mund verrutscht, bis sie bald die Augen verdeckt, damit das Elend (im Spiegel) nicht mehr gesehen wird.

Spieglein, Spieglein, was ist drin? – Nichts! Aus den Augen, aus dem Sinn!

Wer sich nicht selbst erkennt, weiß gar nichts. (Marcus Tullius Cicero, 106 v.Chr. bis 43 v.Chr.)
Wer nichts weiß, muss alles glauben. (Marie von Ebner-Eschenbach, 1830 bis 1916)
Lass das Volk glauben, dass es regiert, und es wird sich regieren lassen. (William Penn, 1644 bis 1718)


Zuerst publiziert in Die Radikaldemokratie und das Besitzrecht
Ausgabe 01/2020 – Mai/Juni, PDF

Bild: https://de.wikipedia.org/wiki/Drei_Affen#/media/Datei:Four_wise_monkeys.jpg

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Wasilij